Breitenbach am Herzberg
Die Großgemeinde besteht aus den Ortsteilen Breitenbach, Gehau, Hatterode, Machtlos und Oberjossa, Huhnstadt, Gibgeshof, Hof Ottersbach.
Innerhalb der Gemarkungsgrenzen weisen die einzelnen Wohngebiete Höhenlagen von 234 bis 592 m über dem Meeresspielgel auf. Alle Ortsteile sind überwiegend landwirtschaftlich strukturiert, wobei der OT Breitenbach sich nach und nach zu einer Arbeiterwohnsitzgemeinde entwickelte.
Die Gemeinde liegt in reizvoller Lage zwischen Vogelsberg und Knüll und ist überregional als Schwerpunktgemeinde für den Fremdenverkehr ausgewiesen. Sie dient als Erholungsort für einen großen Einzugsbereich, dabei ist ein besonderer Anziehungspunkt für die Gäste der große Campingplatz mit Freizeitanlage am Silbersee.
Geschichte und Entstehung
1290- Zwischen den Jahren 1280 und 1290 wurde auf dem Herzberg die Burganlage errichtet. Jedes Jahr um die Frühlingszeit begann hier ein reges Treiben und Schaffen. Die Rufe der Fuhrleute aus den umliegenden Dörfern vermischten sich mit dem Hämmern der Steinmetze und dem Schnauben der Pferde. Hier auf dem Basaltkegel des „Hirzberges“ sollte das feste Haus für den Ritter Heinrich vom Romrod entstehen. Schon in Mannsgröße hatten die Mauern Gestalt angenommen. Diesen Platz hier oben hatte Heinrich von Romrod mit seiner Gemahlin ausgewählt für den Bau ihrer Burg. Die Berge und Wälder und die fünf Dörfer hatte ihm der hessische Landgraf zum Leben übereignet.
1294- In den Urkunden des Hessischen Staatsarchives in Marburg ließ sich keine frühere Urkunde finden, als die nachfolgende aus dem Jahr 1294 – wobei aber hier auf frühere Urkunden Bezug genommen wird. Wenn sich ein Adelsgeschlecht zum Bau einer Burganlage entschließt, so wird niemals der Bau in einem menschenleeren Gebiet errichtet, sondern man baut da, wo man Untertanen in seinen Dienst verpflichten kann.
Anschließenden Orte Niederjossa – Hattenbach – Niederaula gehörten schon seit dem Jahre 775 zum Gebiet der Reichsabtei Hersfeld. Mit Stolz verweist der Stift von Hersfeld auf die Frühe Urkunde Karls des Großen aus dem Jahre 775. Siedlungsforscher wissen um die Schwierigkeiten, die bei der Angabe der Grünungszeit eines Ortes gegeben sind, wenn entsprechende urkundliche Hinweise fehlen. Wann Breitenbach und die umliegenden Dörfer entstanden sind, lässt sich nicht genau ermitteln. Wenn wir der Theorie Arnolds Glauben schenken dürfen, wäre Breitenbach in der zweiten Siedlungsperiode von 400-800 nach Christus entstanden. Ursprünglich war Breitenbach Fuldaer Besitz; wobei die Grafen von Ziegenhain als Stiftsvögte die Hälfte besaßen.
Für die Ermittlung der Ersterwähnung von Breitenbach verlassen wir uns im 1294 Folgenden auf die Angaben im Historischen Ortslexikon für Kurhessen von Dr. Reimer – der die erste Urkunde für 1294 feststellt. Die ursprüngliche Bezeichnung lautete: Breydenbach apud stratam bi dem herzisberg
1298- Im Jahr 1298 wurde der Bau der Burg Herzberg, so wie ursprünglich geplant, abgeschlossen. Heinrich von Romrod und seine Gemahlin Mechtild geb. von Löwenstein-Westerburg bezogen ihr festes Haus. Die Burg wurde später wesentlich erweitert und durch den Baumeister Jakob von Ettlichgen verstärkt und als Festung ausgebaut. Wir möchten bei der Geschichte unserer Heimat folgendes feststellen: die Geschichte der Burg Herzberg ist auch die Geschichte unserer Dörfer, wir können sie nicht voneinander trennen.
1317- Aus Dokumenten und Lehensbriefen ist zu ersehen, dass ein großer Teil Grund und Boden den jeweils auf dem Herzberg regierenden Adligen Familien gehörte. Daneben gehörten aber auch zahlreiche Grundstücke privaten Eigentümern, freilich mit Zehnten, Reallasten und Hand- und Spanndiensten belastet. Es hat schon frühzeitig An- und Verkäufe von Grund und Boden gegeben. Darüber gibt uns eine Urkunde des Klosters von Immichenhain Auskunft (Augustiner Orden). Hier wird beurkundet, dass die Breitenbacher Einwohnerin „Kunigunde Hebeler“ von Breydenbach apud stratum ihre sämtlichen Güter – so in der Dorfschaft Breydenbach gelegen – an den Nonnen-Konvent in Immichenhain verkauft hat. Es sind deswegen verschiedene Personen zu Bürgen gesetzt. Angaben über den Kaufpreis fehlen, leider wissen wir auch den Grund nicht, der zu diesem Verkauf Anlass gab.
Heinrich von Romrod fürchtete in kriegerischen Zeiten die Burg nicht halten zu können. Aus diesem Grund trug er die Burg Herzberg dem Landgrafen Heinrich I. zum Lehen auf. Das war im Jahre 1298. Dafür erhielt der Landgraf das Öffnungsrecht. Heinrich von Romrod brauchte die Bewohner seines Gerichtes als Fuhrleute, als Helfer beim Bau und als Maurer und Steinsetzer. Im Jahr 1344 starb der
letzte männliche Romrod auf dem Herzberg.
1344- Die einige Tochter des Burgherren, Mechtilde, war verheiratet mit Berthold von Lisberg und brachte die Burg Herzberg in die Ehe ein. Um 1370 wurden 1370 die Burg und die umliegenden Dörfer in den Strudel des Sternerkrieges hineingezogen. Der Sternerbund war die geschlossene Erhebung des Adels gegen die sich immer mehr festigende Macht des hessischen Landgrafen.
1392- Durch die Heirat kam die Hälfte der Burg in den Besitz der Herren von Falkenberg. Ab dem Jahr 1392 waren die Ritter von Falkenberg Alleinbesitzer 1400 der Burganlage. Im Jahr 1400 überließ der Fuldaer Abt seine Hälfte dem 1441 Mainzer Bistum. Nicht jeder Herrschaft ist langes Leben und eine segensreiche Regierung beschieden. Im Jahr 1441 starb der letzte Falkenberg. Neuer Banner und neue Wappen wurden auf dem Herzberg angebracht.
1463- Schon 1463 wird Hans von Dörnberg mit der mainzischen Hälfte des Gerichtes Breitenbach belehnt. Die Besitzverhältnisse in Breitenbach waren also sehr kompliziert. Ein Lehensbrief aus 1434 ist noch erhalten. In ihm werden die Dörfer Breydenbach, Machtlofis, Gehara, Hartenroda und Jassa genannt, die zusammen mit einigen Wüstungen das Gericht Breitenbach bildeten. Im Jahr 1450 sterben die Grafen von Ziegenhain aus, ihr Besitztum fällt an Hessen.
Die ehemals Ziegenhainer Hälfte nun ganz hessisch geworden, allerdings unter fuldischer Lehnshoheit. Diese wird erst später aufgehoben. Urkunde des Landgrafen Heinrich – Pergamentsurkunde mit Siegel des Landgrafen:
Dem hochgeborenen Hans v. Döringenbergk (Wilhelm v. Döringsbergks Bruder) von dem hochgeborenen Fürsten u. Herrn Heinrich Landgraf durch Gottes Gnade von Hessen, Graf v. Ziegenhain u. Nidda …
Wir bekennen vor uns u. unseren Erben öffentlich mit diesem Lehnsbrief, daß Hans v. Döringenbergk, unserem liebwerten und getreuen Hofmeister – das Schloß Hirzzberg und die Hälfte des Gerichts Breydenbach u. alle um das Schloß gelegenen Zugehörungen zum Lehen gegeben sei. Zugehörungen – das heißt Gehau, Hof Huhnstadt, Breitenbach, Oberjoss – Ottersbach, Tiefenbach, Hohleiche, Hatterode u. Machtlos. |
(N.B. Ihm dem Landgrafen hat das Land auch nicht gehört, denn er nennt sich Landesfürst von Gottes Gnaden.)
Cassel, Anno Domini, Juli 1470
1477- Im Jahr 1477 erhält Hans von Döringenbergk auch die hessische Hälfte des Dorfes als Lehen unter kurhessischer Lehenshoheit. Mit der hessischen Hälfte des Dorfes erhielt Hans von Dörnberg auch die Burg Herzberg. In dieser Zeit vollzieht sich die Wandlung des Breitenbacher Ortsnamens; es wird jetzt als Nitdern Breydenbach unter dem Hirtzberg bezeichnet. Landgraf Heinrich III. belehnte seinen Hofmeister mit Schloss Hirtzberg und erwies diesem durch die Belehnung sein großes Vertrauen. Hans von Dörnberg vergrößerte die Burg und versah sie reichlich mit Kriegsmaterial.
1492- Der Lehensbrief des hessischen Landgrafen wurde im Jahre 1492 durch Kaiser Friedrich bestätigt. Seit dem Jahre 1477 ist die Burg Herzberg in ununterbrochenem Besitz der Freiherren von Dörnberg. Adolf von Dörnberg ließ umfangreiche Ausbesserungen an Türmen und Gebäuden vornehmen. Das geistige Leben auf dem Herzberg war zu dieser Zeit außerordentlich rege. Die Burg wurde zu einem Treffpunkt von Dichtern und Gelehrten. In dieser Zeit wurden hier Sänger-Wettbewerbe veranstaltet, die Künstler brachten mancherlei Dichtungen zum Vortrag. Eine jähe Unterbrechung sollte dieses Geistesleben durch den 30-jährigen Krieg erfahren. Zuvor soll an dieser Stelle jedoch einiges über die Reformation gesagt werden.
Die Reformation
Hermann von Dörnberg, geb. 1495, gestorben 1529 in Mainz
1492- Im Jahre 1492 überträgt der Pfarrer von Grebenau, Jodocius Reuche, seinem
1502- Kaplan Konrad Scharf die Filialkirche zu Breitenbach. Schon 1502 wird Konrad Scharf Pfarrer zu Breitenbach genannt. Damit beginnt die Breitenbacher Kirchengeschichte, die an anderer Stelle ausführlich behandelt ist. Im Jahre 1503 wurden die Zehnten in Breitenbach notarisch festgelegt. Nur 20 Jahre später wurde durch Hermann von Dörnberg im Gericht Breitenbach die Reformation eingeführt. Hermann von Dörnberg hat seinem Landesherren mehrfach bei kriegerischen Auseinandersetzungen zur Seite gestanden. Er begleitete den Landesfürsten Landgraf Philipp als Berater 1525 und 1529 zum Reichstag zu Speyer.
1523- Durch die ständigen Vertrauensbeweise seines 1523 Landesherren hat Hermann von Dörnberg bereits die neue Lehre von Martin Luther – die Reformation – eingeführt. Während dieser Zeit ist der erst 20jährige hessische Landgraf Philipp noch ein treuer Sohn der katholischen Kirche. Aufgrund des Reichstagsbeschlusses von Speyer 1525 leitete Landgraf Philipp für sich die Freiheit ab, in seinem Land die Reformation einzuführen. Zur Behandlung dieser Frage wurde die Synode für den 21.-23. Oktober 1526 nach Homberg einberufen und die Einführung der Reformation in Hessen beschlossen. Im Jahre 1526 war Hermann von Dörnberg mehrfach im Auftrag seines Landesfürsten auf Reisen mit diplomatischem Auftrag. Wie hoch Hermann von Dörnberg in der Gunst seines Landesfürsten stand, zeigt dass er als Visitator und theologischer Berater für Hessen berufen wurde.
1528- Auch 1528 war Hermann von Dörnberg mehrfach für Landgraf Philipp unterwegs. Das Jahr 1529 war das Jahr der größten Anerkennung seiner Leistungen, die ihm Landgraf Philipp zugestand. Vom Landesfürsten aufgefordert, begleitete er diesen zum alles entscheidenden Reichstag nach Speyer. Auf diesem Reichstag widersetzten sich die evangelischen Landesfürsten und die freien Reichsstädte den Kaiserlichen und katholischen Forderungen und verließen unter Protest den Reichstag.
Warum Landgraf Philipp mit seinen Begleitern die Rückreise über Mainz wählte, anstatt über Frankfurt zu reisen, kann nicht mehr geklärt werden. Jedenfalls verstarb Hermann von Dörnberg in Mainz urplötzlich und ohne Anzeichen einer Erkrankung oder eines Gebrechens. Bei den protestantischen Fürsten und beim gemeinen Volk wurde sofort die Vermutung laut, dass der plötzliche Tod Hermanns nur auf eine Vergiftung durch die Mainzer Katholiken zurückzuführen sei. Der Chronist Huninga berichtet, Hermann von Dörnberg soll seinem Landesfürsten während des Reichstages am getreulichsten geraten und der kaiserlichen Delegation am meisten widerstanden haben. Der tapfere Christ starb 34jährig – sein Leib wurde in Mainz in der Kirche St. Quentin beigesetzt.
Diese Angaben wurden uns dankenswerterweise non Herrn Dankwart Sieburg, Willingshausen zur Verfügung gestellt. Welche Verdienste sich Hermann von Dörnerg um die Einführung der reformatorischen Lehre in Hessen erworben hat, kann nur geahnt werden. Hier im Gericht Breitenbach sollten die nächsten 100 Jahre im inneren und äußeren Frieden vergehen. Im Jahre 1618 brach der 30jährige Krieg aus.